Sogenannte „stille Feiertage“ wie den heutigen Volkstrauertag begeht man hierzulande traditionell in dumpfer Verkniffenheit. Jedweder Frohsinn ist bekanntlich polizeilich untersagt, und dringt doch einmal ein verirrter Lacher nach drauΓen, so ist wenigstens mit empfindlichen GefΓ€ngnisstrafen zu rechnen.
Man mΓΆchte in Anbetracht dieser allumfassenden Getragenheit fast meinen, die vollstΓ€ndig humorbefreite Volkstrauer sei dem Deutschen schon immer inhΓ€rent; dabei wurden im Laufe der strahlenden Geschichte unserer Heimat durchaus nennenswerte Versuche unternommen, den heiligen Ernst zeremoniell bedeutsamer VorgΓ€nge durch etwas subversiven Frohsinn aufzulockern. Und als absoluter Vorreiter dieser Bestrebungen darf ohne Zweifel mein Ahnherr Johan-Heinrich von Friedel (1598-1638) gelten, der sich in der fast allen Historikern als wenig unterhaltsam geltenden Zeit des DreiΓigjΓ€hrigen Krieges als Pionier der trutzigen Heiterkeit hervortat.
Johan-Heinrich, der auf Wunsch seines Vaters den Beruf des Offiziers ergreifen musste (zur damaligen Zeit fast die einzige Karriereoption mit Perspektive), konnte sich in den Reihen seines Regiments schnell den Ehrentitel „Wallenstein des Frohsinns“ sichern. Schon die ausgesprochene Situationskomik des kriegsauslΓΆsenden Prager Fenstersturzes blieb ihm, ganz in Gegensatz zu seinen Zeitgenossen, keineswegs verborgen. Auch der Blutzoll, den insbesondere die ZivilbevΓΆlkerung wΓ€hrend des langanhaltenden Konflikts zu leisten hatte, erschien ihm gerade vor dem konfessionellen Hintergrund desselben als durchaus unterhaltsam, bot sich auf diese Weise doch sogleich die MΓΆglichkeit, die Richtigkeit des eigenen Bekenntnisses dem ultimativen Praxistest zu unterziehen. Den HΓΆhepunkt seiner humoristischen Karriere erlebte Johan-Heinrich allerdings erst bei seiner eigenen Hinrichtung.
Was war passiert? Johan-Heinrich, der fΓΆrmlich darauf brannte, das von ihm erdachte „Schwedenkissen“ (ein mit Jauche gefΓΌllter Schweinebalg, welcher heute als VorlΓ€ufer des sog. „Furzkissens“ gilt) erstmals in der Praxis zu erproben, hatte seine Erfindung ausgerechnet seinem unmittelbaren Vorgesetzten Melchior von Hatzfeldt bei einem Bankett unter das Sitzkissen gelegt, was dieser trotz des allgemeinen Hallos nicht sonderlich gut aufnahm. Seine anschlieΓende Aburteilung begriff Johan-Heinrich rasch als ausgemachte Chance, endlich ein groΓes Publikum von seiner humoristischen Begabung zu ΓΌberzeugen. Zwar konnte er von seinem in der Todeszelle vorbereiteten Programm lediglich einen Witz zum Besten geben („Wie heiΓt ein hΓ€ngender Humorist? Lachsack!“), jedoch verankerte sich sein denkwΓΌrdiger Auftritt tief im kollektiven GedΓ€chtnis, weshalb er vielen noch heute als Erfinder des Galgenhumors gilt.
Was kΓΆnnen wir also aus dem tragikomischen Schicksal jenes groΓen Mannes lernen? Nun, doch wohl immerhin, daΓ keine Situation zu ernst ist, um sich dem Humor gΓ€nzlich zu entziehen. Sollte Ihnen also heute eine StΓΆrung der Feiertagsruhe auffallen, so tun Sie ruhig Ihre BΓΌrgerpflicht. Aber verstΓ€ndigen Sie die Polizei um Himmels Willen in aller Heiterkeit!
Aktuelle Kommentare