Monatsarchiv: November 2019

Meilensteine meiner Familiengeschichte, Teil VIII

galgenhumor
Sogenannte „stille Feiertage“ wie den heutigen Volkstrauertag begeht man hierzulande traditionell in dumpfer Verkniffenheit. Jedweder Frohsinn ist bekanntlich polizeilich untersagt, und dringt doch einmal ein verirrter Lacher nach draußen, so ist wenigstens mit empfindlichen GefΓ€ngnisstrafen zu rechnen.

Man mâchte in Anbetracht dieser allumfassenden Getragenheit fast meinen, die vollstÀndig humorbefreite Volkstrauer sei dem Deutschen schon immer inhÀrent; dabei wurden im Laufe der strahlenden Geschichte unserer Heimat durchaus nennenswerte Versuche unternommen, den heiligen Ernst zeremoniell bedeutsamer VorgÀnge durch etwas subversiven Frohsinn aufzulockern. Und als absoluter Vorreiter dieser Bestrebungen darf ohne Zweifel mein Ahnherr Johan-Heinrich von Friedel (1598-1638) gelten, der sich in der fast allen Historikern als wenig unterhaltsam geltenden Zeit des DreißigjÀhrigen Krieges als Pionier der trutzigen Heiterkeit hervortat.

Johan-Heinrich, der auf Wunsch seines Vaters den Beruf des Offiziers ergreifen musste (zur damaligen Zeit fast die einzige Karriereoption mit Perspektive), konnte sich in den Reihen seines Regiments schnell den Ehrentitel „Wallenstein des Frohsinns“ sichern. Schon die ausgesprochene Situationskomik des kriegsauslΓΆsenden Prager Fenstersturzes blieb ihm, ganz in Gegensatz zu seinen Zeitgenossen, keineswegs verborgen. Auch der Blutzoll, den insbesondere die ZivilbevΓΆlkerung wΓ€hrend des langanhaltenden Konflikts zu leisten hatte, erschien ihm gerade vor dem konfessionellen Hintergrund desselben als durchaus unterhaltsam, bot sich auf diese Weise doch sogleich die MΓΆglichkeit, die Richtigkeit des eigenen Bekenntnisses dem ultimativen Praxistest zu unterziehen. Den HΓΆhepunkt seiner humoristischen Karriere erlebte Johan-Heinrich allerdings erst bei seiner eigenen Hinrichtung.

Was war passiert? Johan-Heinrich, der fΓΆrmlich darauf brannte, das von ihm erdachte „Schwedenkissen“ (ein mit Jauche gefΓΌllter Schweinebalg, welcher heute als VorlΓ€ufer des sog. „Furzkissens“ gilt) erstmals in der Praxis zu erproben, hatte seine Erfindung ausgerechnet seinem unmittelbaren Vorgesetzten Melchior von Hatzfeldt bei einem Bankett unter das Sitzkissen gelegt, was dieser trotz des allgemeinen Hallos nicht sonderlich gut aufnahm. Seine anschließende Aburteilung begriff Johan-Heinrich rasch als ausgemachte Chance, endlich ein großes Publikum von seiner humoristischen Begabung zu ΓΌberzeugen. Zwar konnte er von seinem in der Todeszelle vorbereiteten Programm lediglich einen Witz zum Besten geben („Wie heißt ein hΓ€ngender Humorist? Lachsack!“), jedoch verankerte sich sein denkwΓΌrdiger Auftritt tief im kollektiven GedΓ€chtnis, weshalb er vielen noch heute als Erfinder des Galgenhumors gilt.

Was kânnen wir also aus dem tragikomischen Schicksal jenes großen Mannes lernen? Nun, doch wohl immerhin, daß keine Situation zu ernst ist, um sich dem Humor gÀnzlich zu entziehen. Sollte Ihnen also heute eine Stârung der Feiertagsruhe auffallen, so tun Sie ruhig Ihre Bürgerpflicht. Aber verstÀndigen Sie die Polizei um Himmels Willen in aller Heiterkeit!

Kategorien: Aktuelles, Familienchronik

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An dieser Stelle ist es mir ein ausgesprochenes Anliegen, allen Gratulanten zu meinem Wiegenfest aufs herzlichste zu danken. Freilich muss ich um Ihr VerstÀndnis bitten, daß mir eine gebührliche Danksagung erst zum jetzigen Zeitpunkt mâglich ist, musste ich mich doch erst von den ausgemachten Strapazen meiner Geburtstagsfeier erholen.

Und was es fΓΌr eine Feier war! Selbstredend gilt mein Ehrentag in gehobenen Pensionisten-Kreisen ein gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges. In diesem Jahr hatte sich das Frl. von Eisenstein sich etwas ganz Besonderes ausgedacht und eine sogenannte „Motto-Party“ fΓΌr mich organisiert, welche sie, dem bedeutungsreichen 19er-Jahr entsprechend, unter das Motto „Spartakusaufstand 1919“ gestellt hatte, was gerade in Anbetracht der geradezu permanenten Bedrohung von Links heutzutage aktueller denn je erscheint. Selbstredend war fΓΌr jeden Gast eine bestimmte Rolle vorgesehen: wΓ€hrend das Frl. Eisenstein selbst als kaisertreue Generalswitwe brillierte, gab ich recht ΓΌberzeugend den Freikorps-Major. Auch Kleingartenvorsteher Kleinschmidt fand an jedem denkwΓΌrdigen Abend seine Paraderolle: Als fΓΌsilierter Spartakist brillierte er nach acht halben „Schierling“ fast schon in Volksschauspieler-Manier. Als heimlicher „Star“ des Abends muss allerdings rΓΌckblickend Pupsi gelten, der als Reichswehrminister Noske schlicht entzΓΌckend aussah.

Zu vorgerückter Stunde sorgte dann ein ganz besonderer Gast nochmals für allgemeines Hallo: Zar Putin hâchstpersânlich stattete der zu diesem Zeitpunkt schon einigermaßen illuminierten Teegesellschaft einen Überraschungsbesuch ab. Mit dabei hatte er die brandheiße Exklusivmeldungen, die er uns unter allgemeinem Beifall vortrug, noch bevor sie am nÀchsten Tag auch auf Facebook erschienen. Über den weiteren Verlauf der Feierlichkeiten will ich aus aus Contenance den Mantel des Schweigens legen; es sei aber gesagt, daß man sich noch ausgiebig am Blasentee bediente, wÀhrend ich in meiner unvergleichlichen Weise eine fidele Tirade über Kommunisten und Sozen zum Besten gab.

Insgesamt darf wohl gesagt werden, daß auch in diesem Jahr eine denkwΓΌrdige Geburtstagsfeier gelang, die wohl alle Beteiligten wohl nicht so schnell vergessen werden – gewiss bleibt sie uns wenigstens bis ΓΌbermorgen in lebhafter Erinnerung.

 

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Kategorien: Aktuelles, Die bessere Gesellschaft, Erbauliches

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