Die erstaunliche Erfindung der Anal-Arznei

Die Γ„lteren unter Ihnen werden sich gewiss erinnern:
Bereits 1899 erfindet K. Prestorius in Linz das FieberzÀpfchen und entdeckt somit eine vâllig neuartige, Àußerst effektive, aber zugleich ungekannt unangenehme Form der Arzneimitteldarreichung. Seine revolutionÀre Idee kommt ihm der Legende nach bei der Betrachtung alter Holzschnitte mit Darstellungen unter Vlad III. gepfÀhlter Delinquenten.

Leider wΓ€re die kΓΌhne Entdeckung beinahe an der leidigen DurchfΓΌhrbarkeit gescheitert: vor der Erfindung des Penicillins ist es schlicht unmΓΆglich, Arzneiwirkstoffe auf eine handliche Grâße zu komprimieren. Prestorius freilich lΓ€sst sich durch diese WiderstΓ€nde nicht beirren. Flugs konstruiert er die β€žΞΊΟŽΞ»ΞΏΟ‚ Iβ€œ getaufte (Prestorius war gelernter Altphilologe), motorisierte ZΓ€pfchen-Droschke. Unter der AußenhΓΌlle aus einem hochwertigen Chinin-Morphin-Gemisch auf Hartfett-Basis ist ein Benz-Viertaktmotor mit drei PferdestΓ€rken verbaut. Ein ZΓ€pfchen mit Verbrennungsmotor – was aus heutiger Sicht vielleicht etwas bizarr anmuten mag, ist damals schob ob der schieren Grâße der torpedofΓΆrmigen Anal-Arznei unabdingbar. Nur auf diesem Weg ließ sich eine korrekte Verabreichung sicherstellen.

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Die motorisierte Anal-Arznei des K. Prestorius

Am 29. April 1889 kommt es auf einem Streckenabschnitt der Semmeringbahn zum ersten HΓ€rtetest. Unter Zuhilfenahme des starken GefΓ€lles gelingt es Prestorius, auf eine damals schier haarstrΓ€ubende Spitzengeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern zu beschleunigen – ein neuer Rekord fΓΌr die gesamte Region unter der Enns.

Auch die angedachte Applikation ist gelingt fast zur GÀnze: Dem strategisch an der Ziellinie platzierten Schüttelfrost-Patienten, Herrn Landeskassendirektor Brunz, kann der Wirkstoff mindestens zur HÀlfte verabreicht werden, bevor sein Perineum vor dem ungewohnten Anpressdruck kapituliert. Ein Teilerfolg. Außerdem erhÀlt Prestorius so die Mâglichkeit, mitsamt seiner nur halb geschmolzenen Konstruktion unter frenetischem Jubel des begeisterten Publikums eine Ehrenrunde zu drehen.

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Eine Zeit kΓΌhner MΓ€nner in fahrenden Arzeimitteln

Insgesamt muss man wohl festhalten: so banal die damaligen Geschehnisse aus heutiger Sicht auch erscheinen mΓΆgen – Prestoriusβ€˜ Ur-ZΓ€pfchen war das erste Medikament, das aus eigener Kraft einen Wettkampf gewann. Wenn Sie also demnΓ€chst bei einer Olympiade den Siegeszug eines Athleten bewundern, den er ganz zweifellos einem brandneuen PrΓ€parat verdankt, so bedenken Sie: ein kinderleicht einfΓΌhrbares ZΓ€pfchen ist beileibe keine SelbstverstΓ€ndlichkeit.

Kategorien: Gesundheit, Historische Exkurse

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