FΓΌr EheschlieΓungen vermiete ich mein Familienkastell ja bereits seit Jahren. Ich weiΓ, ich weiΓ: eine durchaus etwas anrΓΌchige, aber gleichsam eben unwiderstehlich lukrative Nebeneinkunft fΓΌr einen Aristokraten von Rang. Allerdings macht der rΓΌckschrittliche Zeitgeist inzwischen nicht einmal vor unschuldigen Verehelichungen halt.
Zuletzt erreichen mich quasi permanent Anfragen fΓΌr sogenannte „Mittelalterhochzeiten“, nach meinen Recherchen Γ€uΓerst dΓΌmmliche Veranstaltungen, auf denen in FaschingskostΓΌme gewandete Brautpaare sich zum plΓ€rrenden Klang der Laute mit in ehemaligen DDR-Kombinaten selbstgeschmiedeten Trauringen das Ja-Wort in gebrochenem Mittelhochdeutsch zuradebrechen.
Aber gut, der Kunde ist nun einmal auch bei mir KΓΆnig, was allerdings nicht bedeutet, daΓ ich dem bedauernswerten Mittelalter – bekanntlich in Wahrheit eine eher ernste Epoche – eine derart verkitschte Romantisierung zuzufΓΌgen gedenke, die es ganz zweifellos nicht verdient hat. Ganz im Geiste dieser Γberlegungen habe ich nunmehr auch die erste Mittelalter-VermΓ€hlung ihrer Art, nΓ€mlich dieselbe der MΓΌllers, geplant.
Empfangen werden die geladenen GΓ€ste vor der romantischen Kulisse des frΓΌhgotischen Burghofs von einem Flagellantenzug, der schmackhafte Carpaccio-HΓ€ppchen vom eigenen, offenen Wundfleisch serviert. AnschlieΓend darf sich die Allgemeinheit an einer echten Enthauptung erfreuen (der glΓΌckliche Delinquent wird bei einer lustigen Tombola gezogen), wΓ€hrend im groΓen Festsaal noch die letzten Vorbereitungen laufen. Hand aufs Herz: Was wΓ€re schlieΓlich eine Mittelalterhochzeit ohne eine zΓΌnftige Pest-Epidemie? Sind alle Sitzreihen gleichmΓ€Γig mit Erregern kontaminiert, kann auch schon die Trauungszeremonie beginnen.
Allerdings habe ich auch hier keineswegs auf eine epochengerechte Inszenierung verzichtet: Unmittelbar nach dem Ja-Wort wird nΓ€mlich eine eigens engagierte Schauspielerin aufspringen und den BrΓ€utigam des Ehebruchs bezichtigen, woraufhin dieser unter allgemeinem Hallo aufs Rad geflochten wird. Aber auch die Braut bekommt ihren groΓen Auftritt: sie wird im spΓ€teren Verlauf der Feierlichkeiten als Hexe entlarvt und solang peinlich befragt, bis sie gesteht. AnschlieΓend beschlieΓt ihre Verbrennung die Feierlichkeiten mit einem beeindruckenden Lichterspiel.
Sie sehen: Nur wer bei mir mittelalterlich ehelicht, erhΓ€lt ein wahrhaft authentisches Erlebnis. Gerne richte ich auch Ihre Epochenhochzeit fΓΌr Sie aus. Bezahlung nur im Voraus.
Aktuelle Kommentare